Potenzmittel mit Risiko – Viagra & Co., Was Sie über den Viagra-Wirkstoff Sildenafil wissen sollten
Millionen Männer in Deutschland leiden an Erektionsstörungen. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach der kleinen blauen Pille – auch in unserer Praxis. Einige Männer scheinen Potenzmittel mit dem Viagra-Wirkstoff Sildenafil und verwandte Präparate relativ unkritisch und häufig zu nehmen. Dabei gibt es durchaus einige Risiken, die man(n) kennen sollte.
Bekannte Nebenwirkungen von Viagra & Co.
Zu den häufigen Nebenwirkungen von Viagra gehören
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Sehstörungen, wie verändertes Farbsehen, verschwommenes Sehen
- Hitzewallungen, anfallsartige Gesichtsrötung („Flush“)
- verstopfte Nase
- Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Dyspepsie
Gelegentlich auftreten können unter anderem
- Schläfrigkeit, Müdigkeit
- Tinnitus
- Taubheitsgefühl
- Herzrasen, Herzklopfen
- Bluthochdruck, aber auch niedriger Blutdruck
- Muskelschmerzen, Brustschmerzen
- Blut im Urin
Hinzu kommt eine Vielzahl seltener Nebenwirkungen.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Besondere Vorsicht geboten ist bei Patienten, die Alphablocker gegen Bluthochdruck oder Probleme mit der Prostata einnehmen. Sie sollten sich vor der Einnahme von Potenzmitteln unbedingt vom Arzt beraten lassen.
Gänzlich tabu sind Präparate auf Basis von Sildenafil für Männer, die blutdrucksenkende Nitrate einnehmen. Im Extremfall kann die Kombination sogar tödlich sein.
Aortenaneurysma – eine Studie, die zu denken gibt
Schon länger gab es Hinweise, dass Sildenafil für Menschen mit einem Aorten-Aneurysma, einer Aussackung der großen Hauptschlagader, gefährlich sein kann. Nun haben Forscher an Mäusen untersucht, wie sich Sildenafil auf ein Aneurysma der Aorta auswirkt. Das Resultat: Die elastischen Fasern in der Gefäßwand gehen zurück oder werden geschwächt, das Aorten-Aneurysma deutlich vergrößert. Noch ist unklar, inwieweit sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen. Dennoch sollten Männer mit einem Bauchaorten-Aneurysma oder einer sog. Aortenektasie, einer Erweiterung der Aorta, die noch nicht die Kriterien eines Aneurysmas erfüllt, überaus vorsichtig mit Viagra & Co. sein. (1)
Ärztliche Beratung und Kontrolle sind Pflicht
Obwohl eine Aufhebung der Verschreibungspflicht den riskanten illegalen Handel mit Potenzmitteln drastisch reduzieren könnte, hat sich das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erst kürzlich dafür ausgesprochen, dass Sildenafil verschreibungspflichtig bleibt. (2)
Unabhängig davon, dass eine häufige Einnahme solcher Präparate zu gesundheitlichen Problemen führen kann, geht es darum, gefährliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Erektionsstörungen können nämlich ein Vorbote eines Schlafanfalls oder Herzinfarktes sein. Hier lohnt ein Herz-Kreislauf-Check. So können Gefäßschäden frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Die Beratung und die Überwachung durch den Arzt sind also keineswegs Luxus, sondern ein wichtiger Beitrag zum Gesundheitsschutz.
Literatur
- Ärzteblatt vom 25.01.2022: Studie: Sildenafil fördert bei Mäusen Wachstum von abdominalen Aneurysmen.
- Pharmazeutische Zeitung vom 25.01.2022: Sildenafil bleibt verschreibungspflichtig.