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Nahrungsmittelunverträglichkeiten / Nahrungsmittelallergien

Wenn Essen krank macht

Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen sind typische Symptome bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Vergleichsweise häufige Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die wir an anderer Stelle ausführlich besprechen, sind

Bei diesen Nahrungsmittelunverträglichkeiten kann die Symptome auslösende Substanz (Laktose, Fruktose, Histamin) im Körper nicht richtig verarbeitet werden. Hinter einer Laktoseintoleranz beispielsweise steckt meistens ein Enzymmangel (Laktasemangel), sodass der Milchzucker (Laktose) nicht richtig verdaut werden kann. Bei der Fruktoseintoleranz ist eher die Aufnahme von Fruktose (Fruchtzucker) aus dem Darm betroffen, während bei der Histaminintoleranz der Abbau von Histamin beeinträchtigt ist.

Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Nahrungsmittelallergie?

Während wir es bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten mit einem Verarbeitungsproblem zu tun haben, steht bei Nahrungsmittelallergien die Abwehr im Mittelpunkt des Geschehens. Das Immunsystem erkennt an sich harmlose Nahrungsbestandteile als fremd und beginnt mit einer gezielten Abwehrreaktion, die dann Symptome auslöst.

Ein weiterer Begriff, der in diesem Zusammenhang ebenfalls benutzt wird, ist die Hypersensitivität. Dabei wird der Begriff Hypersensitivität nicht immer einheitlich verwendet. Mal wird Hypersensitivität synonym zu Allergie benutzt, mal werden auch nicht-allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel wie die Laktoseintoleranz mit zur Hypersensitivität gerechnet.

Echte Nahrungsmittelallergien sind vergleichsweise selten: 6 bis 8 % der Kinder und 3 bis 4 % der Erwachsenen leiden unter Nahrungsmittelallergien. Viel häufiger sind nicht-immunologische Reaktionen, also Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie die Laktoseintoleranz, Fruktoseintoleranz und Histaminintoleranz.

Welche kuriose Formen Nahrungsmittelunverträglichkeiten mitunter annehmen können, zeigt das eher seltene Auriculotemporal-Syndrom (Frey-Syndrom, Gustatorisches Schwitzen). Die Betroffenen fangen während des Verzehrs jeglicher Speisen oder bei Geschmacksreizen wie z.B. Bonbonlutschen, Kauen oder Beißen unwillkürlich unter den Ohren, an der Kinnpartie und am Hals an zu schwitzen.
Hinter Nahrungsmittelunverträglichkeiten können sich nicht nur Enzymdefizite (wie bei der Histamin- oder Laktoseintoleranz), sondern auch Stoffwechselkrankheiten, anatomische Veränderungen, Giftstoffe, Magen-Darm-Infekte u.v.a. verbergen.

Um herauszufinden, was genau dahin steckt, wenn Lebensmittel nicht vertragen werden, müssen die ärztliche Untersuchung und vor allem eine sorgfältige Anamnese (Patientengespräch) zeigen.

Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen groben Überblick über Unterschiede zwischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Nahrungsmittelallergien, wobei im Einzelfall deutliche Abweichungen möglich sind. 

Unterschiede zwischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien
 NahrungsmittelunverträglichkeitNahrungsmittelallergie
UrsacheStörung in der Verarbeitung von Nahrungsstoffen, z.B. Enzymdefektüberschießende Abwehrreaktion, die sich gegen Eiweiße aus der Nahrung richtet
Auslöserz.B. Histamin, Laktose, Fruchtzuckerhäufig z.B. Nüsse, Eier, Kuhmilch, Soja, Fisch; im Prinzip jedes Nahrungsmittel möglich
erstes Auftretenkann schon beim ersten Kontakt mit der Substanz auftretenErstkontakt muss vorausgehen (Sensibilisierung)
Häufigkeitwesentlich häufiger, z.B. haben ca. 15 % der Erwachsenen eine Laktoseintoleranz, rund 30 % eine FruktoseintoleranzKinder: 6 bis 8 % Erwachsene: 3 bis 4 %
Symptomemeist im Verdauungstrakt (Blähungen, Durchfall...)zusätzlich mitunter heftige bis lebensbedrohliche Allgemeinsymptome wie Juckreiz, Schwellungen, Atemnot
Ernährunghäufig reicht deutlich reduzierte AufnahmeJe nach Ausprägung der Allergie müssen Allergene strikt gemieden werden.
Sonstige Therapienz.B. Laktase bei LaktoseintoleranzAntihistaminika, Desensibilisierung
 NM-Unvertr.NM-Allerg.
UrsacheStörung in Verarbeitung von Nahrungsstoffen, z.B. Enzymdefektüberschießende Abwehrreaktion, die sich gegen Eiweiße aus der Nahrung richtet
Auslöserz.B. Histamin, Laktose, Fruchtzuckerz.B. Nüsse, Eier, Kuhmilch, Soja, Fisch; jedes Nahrungsmittel möglich
erstes Auftretenschon beim ersten KontaktErstkontakt muss vorausgehen (Sensibilisierung)
Häufigkeitwesentl. häufiger, ca. 15 % d. Erw. Laktose-, ca. 30 % FruktoseintoleranzKinder: 6–8 %
Erwachsene: 3–4 %
Symptomemeist im Verdauungstrakt (Blähungen, Durchfall etc.)zusätzlich teils lebensbedrohliche Allgemeinsymptome wie Juckreiz, Schwellungen, Atemnot
Ernährunghäufig reicht deutlich reduzierte Aufnahmeje nach Ausprägung d. Allergie müssen Allergene strikt gemieden werden
Sonstige Therapienz.B. Laktase bei LaktoseintoleranzAntihistaminika, Desensibilisierung

Nahrungsmittelallergien

Hinter einer Nahrungsmittelallergie steckt immer eine abnorme immunologische Reaktion auf ein Lebensmittel. Damit sich eine Nahrungsmittelallergie entwickeln kann, muss der Körper diese Nahrung erst einmal kennenlernen (Erstkontakt) und Antikörper dagegen entwickeln. Wird das betreffende Nahrungsmittel später noch einmal gegessen, reagiert der Patient allergisch darauf.

Nahrungsmittelallergien können nach unterschiedlichen Mechanismen ablaufen. Hier möchten wir uns zunächst auf die Allergien vom Soforttyp (Allergien Typ I) konzentrieren.

Nahrungsmittelallergie vom Soforttyp

Symptome von Typ-I-Allergien

Bei den Allergien vom Soforttyp bildet der Allergiker beim Kontakt mit unverträglichen Lebensmitteln Antikörper vom Typ IgE. Die IgE-vermittelten Reaktionen werden oft binnen Sekunden bis Minuten nach dem Verzehr sichtbar. Manchmal kann es aber auch 2 Stunden oder mehr dauern, bis die – mitunter äußerst heftigen – Symptome spürbar werden. Soforttyp-Allergien können zu lebensbedrohlichen medizinischen Notfällen führen.

Zu den typischen Symptomen einer Nahrungsmittelallergie vom Soforttyp gehören:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Bauchkrämpfe
  • Durchfall
  • Ausfluss
  • Juckreiz
  • Nesselsucht (Urtikaria)
  • Anschwellen der Lippen, des Gesichtes, des Rachens
  • pfeifende Atmung
  • akute Atemnot
  • Benommenheit
  • Ohnmacht

Wie Sie sehen, können die Symptome einer Nahrungsmittelallergie am ganzen Körper vorkommen. Es können einzelne, mehrere oder auch alle Symptome gemeinsam auftreten.

Typische Symptome einer Nahrungsmittelallergie bei Kindern sind Erbrechen und die sogenannte Nesselsucht (Urtikaria). Vom Erscheinungsbild ähnelt die Urtikaria den Quaddeln, die der Kontakt mit einer Brennnessel (Urtica) hinterlässt – daher auch ihr Name Nesselsucht oder Urtikaria. Allerdings brennt die Haut bei der Urtikaria nicht, sondern juckt ausgesprochen heftig.

Welche Nahrungsmittel lösen Typ-I-Allergien aus?

Grundsätzlich kann jedes Nahrungsmittel Allergien auslösen. Allerdings gibt es große Unterschiede. Während z.B. Reis, Lammfleisch, Süßkartoffeln und Spargel selten Allergien auslösen, gehören Eier, Nüsse und Kuhmilch zu den „allergieträchtigen“ Lebensmitteln.

Bei kleineren Kindern, die unter Nahrungsmittelallergien leiden, richten sich diese in 90 % der Fälle gegen

  • Kuhmilch
  • Eier
  • Soja
  • Weizen
  • Nüsse, Erdnüsse (sind eigentlich keine Nüsse)
  • Fisch, Schalentiere

Nicht Ig E-vermittelte Nahrungsmittelallergien

Nicht IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien treten mehr subakut oder chronisch auf. Sie betreffen meist den Magen-Darm-Trakt und/oder die Haut. Am häufigsten finden wir diese Form der Nahrungsmittelallergie bei Säuglingen und Kindern.

Beispiele hierfür sind die Zöliakie und die sogenannte Dermatitis herpetiformis. Die Zöliakie ist eine Glutenunverträglichkeit, bei der Gluten zu einer chronischen Entzündung der Darmschleimhaut führt. Zöliakie-Patienten müssen ihr Leben lang auf eine glutenfreie Ernährung achten und Getreide wie Weizen, Dinkel, Gersten und Roggen konsequent meiden. Zur glutenfreien Ernährung bieten sich einerseits glutenfreie Getreidearten (Mais, Reis, Hirse) sowie die ebenfalls glutenfreien Pseudogetreidearten Amarant, Buchweizen und Quinoa an. Abgegrenzt werden muss die Zöliakie von einer Weizenallergie, bei der ähnliche Symptome auftreten können.

Auch die seltene Dermatitis herpetiformis geht auf eine Glutenunverträglichkeit zurück. Allerdings schlägt sich die Reaktion auf Gluten hier an der Haut nieder – statt wie bei der Zöliakie im Darm. Die meisten Patienten mit einer Dermatitis herpetiformis haben zusätzlich eine Zöliakie. Ausgelöst werden kann die chronische Dermatitis herpetiformis durch Gluten und Jod. Entsprechend sollten diese Patienten auf eine glutenfreie und jodarme Ernährung achten. Die Hautreaktion mit Juckreiz und Bläschenbildung ist jedoch wie die Darmreaktion bei der Zöliakie nicht rein allergisch bedingt. Hier spielen zusätzlich Autoimmunprozesse eine Rolle.

Zu den chronisch-rezidivierenden Hauterkrankungen, die durch Nahrungsmittel ausgelöst bzw. unterhalten werden können, gehört auch die Neurodermitis (atopische Dermatitis). Schwere Akutreaktionen sehen wir selten bei der Neurodermitis. Wenn Neurodermitis-Patienten empfindlich auf bestimmte Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln (z.B. Milch, Zitrusfrüchte) reagieren, sollten sie ebenfalls auf ihre Ernährung achten.

Symptome einer nicht IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergie

Typische Symptome einer nicht IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergie sind:

  • Aufstoßen (Reflux)
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Bauchkrämpfe
  • Durchfälle.

Bei Säuglingen können auch Blut und Schleim im Stuhl auf eine solche Nahrungsmittelallergie hinweisen.
Die Symptome treten in der Regel Stunden bis Tage nach dem Verzehr der entsprechenden Speisen auf.

Diagnose bei Nahrungsmittelallergien

Eliminationsdiäten

In gewissen Fällen können Eliminationsdiäten bei der Diagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien helfen.

Variante 1: Sie kommt in Frage, wenn bestimmte Lebensmittel im Verdacht stehen, eine Allergie auszulösen. Indem man ein oder mehrere Nahrungsmittel in der Ernährung weglässt, versucht man herauszubekommen, ob diese für die Symptome verantwortlich sind.

Wenn die Beschwerden unter der Auslassungsdiät besser werden, kann das auf eine Allergie hinweisen. Gesichert ist diese damit aber noch nicht. In diesem Fall wäre eine weitere Diagnostik nötig. Wenn die Symptome während der Eliminationsdiät nicht besser werden, ist es unwahrscheinlich, dass eine Allergie gegen diese Nahrungsmittel besteht bzw. für diese Beschwerden verantwortlich ist.
Falls es sich um eine IgE-vermittelte Allergie handelt, sollten zwei Wochen in der Regel für das Austesten ausreichen.

Variante 2: Wenn völlig unklar ist, welche Lebensmittel in Frage kommen, kann auch eine Diät verordnet werden, die nur in der Regel gut verträgliche Lebensmittel enthält. Als allgemein gut verträglich gelten z.B. Reis, Lamm, gekochter Apfel, Süßkartoffel, Spargel, Spinat, Kopfsalat, Olivenöl, Salz und Zucker. Auf diese Weise können wir herausarbeiten, ob überhaupt Nahrungsmittel als Ursache für die Beschwerden in Frage kommen.

Andere Vorgehensweisen, wie die bewusste Gabe von Formeldiäten, also z.B. hydrolisierte Nährstoffe, Aminosäuren usw. sind besonderen Fragestellungen vorbehalten.

Nahrungsmittelbelastungen

Auch Nahrungsmittelbelastungen können bei der Diagnose helfen. Hier bekommen Patienten gezielt Nahrungsmittel, die im Verdacht stehen, für die Symptome verantwortlich zu zeichnen. Häufig sind hierfür Eliminationsdiäten im Vorfeld notwendig, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen. Das heißt, der Patient lässt zunächst bestimmte Lebensmittel bei der Ernährung weg, die er nachher gezielt wieder zu sich nimmt.

Ernährungstagebücher

Auch Ernährungstagebücher können hilfreich sein, wenn es darum geht, Lebensmittel einzugrenzen, die Beschwerden auslösen.

Antikörpernachweise

Anders als die IgE-Tests sind die häufig eingesetzten IgG- und IgG4-Tests nicht geeignet, um Allergien nachzuweisen. Im Gegenteil: höhere Titer (= Antikörperspiegel im Blut) dieser Antikörper können sogar mit einer verminderten Allergie vom Soforttyp einhergehen.

Wir nutzen diese Tests im Einzelfall aber auch, falls bei Erkrankungen, die eine Verbindung zu Störungen des Verdauungstraktes haben, Basismaßnahmen nicht ausreichend helfen. In diesen Fällen helfen diese Antikörpertests manchmal, Nahrungsmittel zu identifizieren, die vorübergehend (!!) weggelassen werden sollten, um eine Regeneration der Darmschleimhaut zu erleichtern.

Es hat sich jedoch gezeigt, dass wir diese IgG-Tests im Laufe der Jahre bei zunehmender Erfahrung immer seltener benötigen.

Akuttherapie bei Nahrungsmittelallergien

Gerade bei schweren Allergien sollte immer ein Allergiespezialist mit eingeschaltet werden.

Patienten, die sehr heftig mit einer IgE-vermittelten Allergie auf bestimmte Nahrungsmittel reagieren, sollten sicherheitshalber einen sogenannten Adrenalin-Autoinjektor mit sich führen, um im Notfall rasch reagieren zu können. Mit seiner Hilfe wird im Notfall bei einer schweren allergischen Reaktion Adrenalin in den Muskel gespritzt. Das Stresshormon Adrenalin stabilisiert bei einem sogenannten anaphylaktischen Schock den Kreislauf und sorgt dafür, dass der Betreffende wieder besser atmen kann. Natürlich muss unmittelbar nach Anwendung des Adrenalin-Autoinjektors ein Notruf (Telefon 112) erfolgen, damit schnellstens ärztliche Hilfe zur Verfügung steht.

Ernährung bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien

Als erster Schritt bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien sollte stets die Ernährung angepasst werden. Damit nicht unnötig auf beliebte oder gesunde Lebensmittel verzichtet wird, sollte stets eine sorgfältige Diagnose vorausgehen.

Nicht immer müssen belastende Lebensmittel ganz aus der Ernährung gestrichten werden. In den meisten Fällen reicht es bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten, auslösende Nahrungsmittel zu reduzieren.

Bei ausgeprägten Nahrungsmittelallergien ist es dagegen nötig, die allergenen Lebensmittel komplett aus der Ernährung zu streichen. In manchen Fällen spielt auch die Zubereitungsform eine Rolle. So werden mitunter Nahrungsmittel wie z.B. Äpfel oder Nüsse gekocht oder gebacken vertragen, während sie roh genossen, eine Allergie auslösen. Das ist individuell unterschiedlich, hilft aber ggf. den Speiseplan zu erweitern.

Bei manchen Patienten können Allergien auch deutlich nachlassen oder sogar ganz verschwinden, wenn die entsprechenden Nahrungsmittel eine Zeit lang konsequent vermieden wurden.


Haben Sie den Verdacht, dass Sie bestimmte Lebensmittel nicht (gut) vertragen? Oder plagen Sie immer wieder Blähungen, Übelkeit und andere Verdauungsbeschwerden? Dann sollten Sie dem auf den Grund gehen.

Sprechen Sie uns an! Wir suchen sorgfältig nach den Ursachen Ihrer Beschwerden und stehen Ihnen bei Bedarf gern mit unserer Ernährungsberatung zur Seite.

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